12. November 2017 – 21. Januar 2018
Techne and the Decency of Means umfasst neu konzipierte Arbeiten und Formate, die Künstler*innen übergreifend für den Ausstellungsraum und die Bühne entwickelt haben, und nimmt in seiner Herangehensweise und Haltung Bezug auf das antike Verständnis von ‚téchne‘, als ein Wissen, das sich im Machen artikuliert.
Téchne ist ein Begriff, der immer wieder auf sich selbst zurückverweist und einen Prozess beschreibt, der materiell und funktional verankert und im selben Moment kontingent und unbeherrschbar ist. Dabei deutet téchne auf eine wechselseitige Abhängigkeit von zwei Wissensformen hin, einer theoretischen und einer praktischen, ohne eine innere Trennung oder Hierarchie zwischen beiden vorauszusetzen.
Viele der hier gezeigten Arbeiten nehmen gleichzeitig mehrere Rollen und Funktionen ein. Von Andrew Norman Wilsons This Light, eine Arbeit, die als Skulptur, Kino und Prototyp operiert, zu Ulrich Bernhardts Die Schrecklich Gute Mutter, teils Ofen, teils Skulptur und Performance. Diese vielgestaltigen Werke sind als Settings realisiert, Environments die betreten werden können. Dies ist eine Qualität, die auch bei Setting Sculpture, einem Skulpturenpark und Event Setting von Annabella Spielmannleitner und Benjamin Köder, spürbar wird.
Die Videoarbeiten, Performances und Installationen dieser Ausstellung sind durch die Produktionsplattform Techne verbunden, welche die Bedingungen und Bewegungen zwischen Absicht und Material in den Fokus nimmt. Ein wiederkehrendes Element der entwickelten Arbeiten ist die Neugier an und Bemühung um eine besondere Form des Begreifens. Ein Begreifen, das vom Material ausgeht und in seiner inhaltlichen und formalen Gestalt bei einem Verständnis ankommt, das seine Aufmerksamkeit aktiv auf das Machen als einen hervorbringenden Prozess legt. Diese Auseinandersetzung, die sowohl aus einer ursprünglichen Intention hervorgeht als auch mit in Betracht zieht, wie eine Technologie oder Materialität auf Prozesse rückbeziehend einwirkt, schließt ein Nachdenken über die Bedingungen von Entfremdung mit ein. Ein Verständnis gegenüber der Ökologie einer Praxis zu entwickeln, ist ein Verweis darauf, Produktion nicht als isolierten Vorgang zu betrachten, sondern auch Formen des Machens zu berücksichtigen, die naturgegeben und notwendigerweise verhandelt und verortet werden müssen.
Das Wort téchne wird in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht mehr benutzt. Und doch galt es hier, über einen längeren Zeitraum hinweg und durch die Realisierung mehrerer Projekte, an einer Auseinandersetzung mit diesem Begriff festzuhalten, der oszilliert, sich windet und verhandelt zwischen dem, was ist und was (noch) nicht ist. Die Ausstellung ist ein Knotenpunkt dieses Austausches und der Produktionsprozesse, die téchne sowohl dem Zweifel und der Entfremdung aussetzen als auch mit der Lust und dem Vergnügen verbunden sind, der Welt etwas hinzuzufügen.
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Fotos: Frank Kleinbach
Techne and the Decency of Means wird kuratiert von Fatima Hellberg und Johanna Markert (Künstlerhaus Stuttgart) mit Marie Bues und Martina Grohmann (Theater Rampe). Der Ausstellungstitel ist eine Hommage an den Autor und Filmemacher Stefan Themerson, dessen Praxis sich um die Rückbesinnung auf die Bedingungen der eigenen Mittel bemüht.
Öffnungszeiten Mi–So 12–18 Uhr
Künstlerhaus Stuttgart
Reuchlinstraße 4b
70178 Stuttgart
www.kuenstlerhaus.de